Die jährliche Beratung der Ausbilder vor dem Abklettern (Mitgliederversammlung) haben wir zum Anlaß genommen, um uns an der Kletterwand über die Probleme auszutauschen, die es mit Tube und Tube-ähnlichen Sicherungsgeräten gibt.
Wenn man mal von Fehlbedienungen absieht, gibt es zwei kritische Punkte bei der bestimmungsgemäßen Verwendung dieser Geräte. Das sind das schnelle Ausgeben von Seil beim Vorstiegsklettern und das Einholen von Seil beim Toprope-Klettern. Dann laufen beide Seilstränge parallel in das Gerät, was die Bremswirkung aufhebt. Die Frage ist nun, ob der Sichernde im Fall eines Sturzes noch die Möglichkeit hat, das Bremsseil in eine Position zu bringen, wo die Bremswirkung gegeben ist.
Das Fazit unserer Versuche ist, daß man an letzterem zweifeln muß. Neben der natürlichen Reaktionszeit des Sichernden sind zu viele Faktoren im Spiel, die zusätzlich negative Auswirkungen haben können:
- Geringe Handkraft des Sichernden
- Glattes und dünnes Seil
- Sicherungsgerät ohne Bremsrillen
- Deutlicher Masseunterschied von Kletterer und Sicherndem
- Verbrennungen der Bremshand beim Seildurchlauf
Halbautomaten wie z.B. das ClickUp sind günstiger, weil der Winkelbereich zwischen ein- und auslaufendem Seil, in dem das Gerät unsicher ist, deutlich kleiner ist.
Dem Vernehmen nach arbeitet die Sicherheitsforschung des DAV an einer neuen Lehrmeinung. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Es ist schwer vorstellbar, die grundsätzlichen Probleme des Tube im Zusammenspiel mit den genannten Faktoren auf eine Lehrmeinung abzubilden, die nicht auf eine Liste von Ausnahmesachverhalten für deren Verwendung hinausläuft. Das würde aber eine solche Lehrmeinung wenig praktikabel machen.
Wir werden das weiter verfolgen und nach Erscheinen einer neuen Lehrmeinung festlegen, wie wir diese für uns umsetzen. Das wird dann auch Eingang in die Ausbildung finden.
Aktuelle Ergänzung (Quelle DAV Panorama 6/2014):
Die DAV-Sicherheitsforschung hat in Kletterhallen 1.4 Sicherungsfehler pro Vorstieg und 0,7 Fehler pro Toprope festgestellt. Mit Tube passieren 70% aller Unfälle, obwohl nur 60% aller Sichernden einen solchen verwenden. Fazit des Beitrags von Christoph Hummel und Florian Hellberg: “Das klassische Tube ist das Expertengerät für besondere Situationen.”
Frank Haney, Ausbildungsreferent