Zur Festigkeit von Kevlar-Schlingen

In seinem Beitrag “Starke Fasern” in Heft 2/08 von Berg&Steigen (siehe unten) widerspricht Pit Schubert nach meiner Auffassung in wesentlichen Punkten der Untersuchung von Chris Semmel (DAV-Panorama 03 und 04/2007):

  • Knotenfestigkeit von Kevlarschlingen
  • Alterungsbeständigkeit und Knickfestigkeit von Kevlar

Wichtig war mir eine weitere Aufklärung bezüglich der Knotenfestigkeit von Kevlarschlingen, denn diese haben bei uns ziemliche Verbreitung als Sanduhrschlingen, aber auch als Knotenschlingen für die Sächsische Schweiz gefunden. Für Knotenschlingen kommt nur der Sackstich in Frage, wenn man den Vorteil der hohen Bruchfestigkeit des Materials mit der kleinen Knotengröße für die Plazierung an Stellen braucht, wo ansonsten nur indiskutabel schwache Polyamidschlingen unterzubringen wären. Für Sanduhrschlingen stellte sich nach dem Beitrag im DAV-Panorama die Frage, ob wir demnächst im Verein einen Kurs zum Legen des doppelten oder gar dreifachen Spierenstichs aus der Kletterstellung anbieten müssen.

Pit Schubert hat diese meine Fragen aufgegriffen und nicht nur seine 20 Jahre zurückliegenden Untersuchungen zu Kevlar herausgesucht, sondern auch neue durchgeführt. Dafür möchte ich ihm an dieser Stelle recht herzlich danken. Da Pit Schubert sicher noch Gelegenheit nehmen wird, seine neuen Resultate zu publizieren, an dieser Stelle nur die wesentlichen Aussagen:

  • Auch eine 20 Jahre alte Kevlar-Schlinge hält noch doppelt soviel wie eine gleich starke neue(!)Polyamid-Schlinge, sowohl als Knotenschlinge (mit Sackstich) als auch als Sanduhrschlinge (mit gefädeltem Sackstich).
  • Die altersbedingte Reduktion der Festigkeit ist durch den ursprünglichen materialbedingten Festigkeitsüberschuß gegenüber Polyamid für die Praxis ohne Belang.
  • Analoges gilt für die Knickfestigkeit (korrekt Biegewechselfestigkeit)

Pit Schuberts Fazit ist: Es spricht nichts (!) gegen die Verwendung von Kevlar-Reepschnur, sondern vieles dafür.