Das Heft hat einen ganz großen Schwerpunkt: Die Unfälle im Sommer 2013
Es ist nicht so sehr die Quantität, die erschreckt. Die bewegt sich im langjährigen Mittel. Dagegen waren sie von einer negativen Qualität, die man eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätte. Das gilt insbesonder für vier Bereiche:
- Mitreißunfälle: An einem Tag stürzen an der Könispitze zwei Dreierseilschaften im Abstand weniger Stunden an der gleichen Stelle mit dem gleichen Resultat ab. An der gleichen Stelle ist schon 1997 ein bekannter Vinschgauer Bergführer mit zwei Kunden zu Tode gekommen. Nach Untersuchungen aus der ersten Hälfte der 90er Jahre war bekannt, daß man schon in mäßig geneigtem Gelände (30°) einen Seilschaftssturz nicht aufhalten kann, wenn es keinen Fixpunkt gibt. Die Konsequenz daraus war, entweder man geht seilfrei, was ein entsprechendes Können der Beteiligten voraussetzt, oder man sichert mit geeigneten Maßnahmen. Diese Erkenntnis scheint wieder etwas in Vergessenheit geraten zu sein. Das Gehen am kurzen Seil oder Seiltransport im Absturzgelände verbieten sich. Das lehrt auch der Seilschaftssturz im Herbst am Langkofel. Wenn man die Tour nicht sichern und den Beteiligten kein seilfreies Gehen zugetraut werden kann, dann muß man es eben lassen. (Für den Bergführer stellt sich das häufig anders dar, es ist aber letztlich sein Berufsrisiko.)
- Seilriß an scharfer Karabinerkante: Es hat einen tödlichen Unfall durch die scharf eingeschliffene Kante einer dauerhaft in einem Klettergarten plazierten Expreßschlingen gegeben. Vor vielen Jahren hat Pit Schubert schon festgestellt, daß ein Seil heute nicht mehr reißen kann, außer, es wird über eine scharfe Kante belastet. Dabei betrug der Sturzfaktor im beschriebenen Fall nur 0,3!
- Sorgloser Umgang mit Fixiergummis: Es hat einen tödliche Unfall gegeben, bei dem Expreßschlingen ursächlich waren, bei denen der Karabiner zwar durch den Fixiergummi, aber nicht durch das Auge der Schlinge gesteckt war. Es gibt einige Modelle solcher Fixiergummis, bei denen man sehr genau aufpassen muß, daß man den Karabiner nicht an der Schlinge vorbei und nur durch den Gummi schiebt. Genauso muß ganz dringend vor der Verwendung von Fixiergummis an Standplatzschlingen gewarnt werden. Es kann als gesicherte Erkenntnis gelten, daß der Gummi alleine nicht einmal das Körpergewicht hält.
- Abseilunfälle: Es hat tödliche Unfälle gegeben, bei denen über das Seilende hinaus geseilt wurde, weil nur in einem Seilende ein Knoten war. Also immer beide Seilenden zusammen oder separat verknoten.
Weitere interessante Beiträge finden sich zu:
- Fehlern beim Einbinden mittels Karabiner, die entstehen könne, wenn der Knoten nicht richtig zugezogen ist, irrtümlich in den Sicherungsschlag eingehängt wird und so weiter.
- Tube-Sicherung aus der Sicht eines Sicherheitsingenieurs: Interessant daran ist, daß die Sicherung mit Tube und ähnlichen Geräten schon im Normalbetrieb, also ohne Fehlbedienung, nicht in allen Phasen sicher genug ist. Ich zitiere: Bei alllen Tube-ähnlichen Geräten, also nicht beim HMS und beim Grigri, “wird aufgrund der Abhängigkeit der Reibwirkung vom Einlaufwinkel bei bestimmungsgemäßer Verwendung die Sicherheitsfunktion im Normalbetrieb gelegentlich aufgehoben. Da eine kontinuierliche Integrität der Sicherheitsfunktion dieser Geräte nicht erkennbar ist, werden diese als fahrlässig eingestuft. Sie sind sicherheitstechnisch unvertretbar und sollten nicht verwendet werden.” (Thomas Lammel) Der Autor macht dann auch Vorschläge, was sich ändern müßte. Dieses Regelwerk hier ausführlich darzustellen, würde zu weit führen.
- Eine Betrachtung zum Sichern durch Kinder
- Wie sieht ein sauberer Knoten aus und wie lang sollten die Enden sein?