Mängel bei Klettersteigsets mit Reibungsbremsen

Nach den Rückrufen von Klettersteigsets (KS-Sets) mit elastischen Armen im letzten Jahr gibt es mit Datum vom 25.02.2013 einen erneuten Rückruf aufgrund weiterer Untersuchungen des DAV-Sicherheitskreises. Dieses Mal sind KS-Sets mit Reibungsbremse betroffen. Ich beziehe mich auf die Veröffentlichung auf der DAV-Webseite und die Pressemeldung vom 25.02.2013 .

Das sind die Systeme , wo das Bremsseil – meist mehrfach – durch eine gelochte oder geschlitzte Metallplatte geführt wird. Diese Bremssysteme liegen immer offen im Gegensatz zu den Bandfalldämpfern, die meist in einem kleinen Säckchen oder ähnlich verborgen sind.
Was ist nun das Problem? Alterungsprozesse führen dazu, daß das Bremsseil an Flexibilität verliert und somit schwerer durch die Bremsplatte läuft. Das KS-Set bremst somit noch härter als im Neuzustand bzw. auf noch kürzerem Weg, geht also immer mehr vom Fangstoßdämpfer in Richtung statische Sicherung. Gleichzeitig verlieren mit der Seilalterung die Lastarme (das sind die beiden karabinerbewehrten „Stricke“, mit denen Ihr Euch einhängt) an Festigkeit. Die Kombination beider Effekte kann im Sturzfall zum Totalversagen sprich Riß führen.
Wir haben in den letzten Jahren in vielen Versammlungen und Ausbildungen darüber aufgeklärt, daß die KS-Sets sowieso schon sehr hart wirken, da sie lt. Norm einen bestimmten Bremsweg für eine Fallmasse von 80 kg einhalten müssen. Das heißt, für alle Nutzer leichter als 80 kg oder gar Kinder und Jugendliche sind die üblichen KS-Sets von Natur aus schon potentiell gefährlich bis tödlich – und das wird jetzt noch verschärft.
Wodurch ist das Problem ans Licht gekommen? Nach dem tödlichen Unfall im letzten Jahr aufgrund eines Versagens beider (!) Lastarme gab es den Rückruf zu KS-Sets mit elastischen Lastarmen, da diese in einigen Fällen einer wiederholten Belastung nicht ausreichend stand hielten. Glücklicherweise wurden auch andere – insbesondere auch gebrauchte KS-Sets mit Reibungsbremsen überprüft und o.g. Mängel aufgedeckt.

Was ist zu tun:
• Die zurückgerufenen KS-Sets (siehe Liste auf der DAV-Seite) nicht mehr verwenden! Sie können im Extremfall reißen.
• In der Tabelle auf der zitierten DAV-Seite sind die maximalen Lebensdauerangaben der Hersteller für die KS-Sets aufgeführt. Spätestens nach dieser Zeit müssen die KS-Sets in jedem Fall aussortiert werden, bei häufigem Gebrauch (das trifft für uns meist weniger zu, eher für kommerzielle Verleiher) oder bei sichtbarer Beschädigung auch früher. Nach einem Sturz muß das KS-Set auf jeden Fall ausgemustert werden!
• Verwendet die KS-Sets nur dann weiter, wenn sie nicht von einem Rückruf betroffen sind und wenn sie innerhalb der Lebensdauerangabe des Herstellers liegen.
• Weitere Details finden sich auch auf den Homepages der Hersteller.

Henrik Schneidewind